
Noch vor kurzem war klar: Wer sichtbar werden wollte, brauchte eine klare Positionierung (also wofür du stehst), eine einfache Customer Journey (den Weg, wie Interessierte zu Kund:innen werden) und einen stimmigen Funnel, der Vertrauen aufbaut und zu konkreten Angeboten führt.
Herzstück davon: Hilfreicher Content mit Mehrwert und Social Media-Sichtbarkeit.
Und dann, als viele gerade angefangen hatten, ihre Sichtbarkeit ernsthaft aufzubauen, kam ChatGPT.
Plötzlich war alles anders. Content wurde in Minuten erstellt, Texte klangen geschliffen, Überschriften klickten besser. Und irgendwie blieb eine Frage im Raum:
Wenn alle KI nutzen, was unterscheidet dich dann noch?
Künstliche Intelligenz verspricht Effizienz, Content auf Knopfdruck und weniger Aufwand bei mehr Output.
Doch genau das stellt alle bestehenden Strategien in Frage.
Und viele Selbständige spüren: So einfach ist es nicht. Weil sich echte Resonanz, Vertrauen und Klarheit eben nicht automatisieren lassen.
Drei Haltungen zu KI: Feiern, Fürchten, Ignorieren?
Gehörst du zu denen, die KI feiern, fürchten oder einfach ignorieren?
Ich beobachte meist drei Reaktionsmuster:
Optimierer:innen
«Endlich schneller Content mit halbem Aufwand!»
Zögernde
«Ich weiss nicht, ob das zu mir passt…»
Purist:innen
«Ich will echt bleiben. Ohne KI.»
Ich selbst war irgendwo dazwischen, skeptisch und gleichzeitig fasziniert.
Und ich wollte verstehen: Wie nutze ich KI, ohne mich zu verlieren?
Was KI wirklich verändert – und was nicht
KI ist gekommen, um zu bleiben. Das heisst nicht, dass du jeden Hype mitmachen musst. Aber du darfst eine bewusste Haltung entwickeln.
Viele Selbständige erleben eine innere Ambivalenz.
Einerseits lockt das Potenzial: Weniger Zeitaufwand, schnellere Umsetzung, mehr Reichweite. Andererseits bleibt die Sorge, die eigene Handschrift zu verlieren.
Bist du noch der Absender deiner Inhalte, oder nur noch der Kurator deines Feeds?
KI kann Texte schreiben, aber keine Beziehungen aufbauen. Sie liefert Vorschläge, aber keine Entscheidungen. Sie kann deine Stimme nachahmen, aber nicht verkörpern.
Wenn du möchtest, dass deine Arbeit wirklich wirkt, braucht es mehr als perfekte Inhalte.
Es braucht Präsenz. Und Klarheit über das, wofür du stehst.
Genau das wurde mir bewusst, als ich begonnen habe, mit KI zu arbeiten.
Zwischen Nutzen und Nebel: Die Faszination und das Unbehagen
Als ich ChatGPT zum ersten Mal nutzte, war ich fasziniert. Innerhalb von wenigen Minuten entstanden Entwürfe und sogar ganze Artikelstrukturen. Vieles war brauchbar, einiges sogar überraschend gut.
Und doch blieb ein mulmiges Gefühl, der Text klang richtig…
Aber es war nicht ich.
Das war mein Wendepunkt: Ich merkte, wie leicht es ist, solide, aber seelenlose Inhalte zu veröffentlichen.
KI kann schreiben, aber sie kann dich nicht spürbar machen.
Der grosse Irrtum: Auslagerung des Denkens
Das grösste Risiko von KI liegt nicht in der Technologie selbst, sondern im Umgang damit.
Je mehr du dich auf Tools verlässt, desto weniger verlässt du dich auf deine eigene Klarheit.
Was früher Zeit, Fokus und Kreativität gebraucht hat, lässt sich heute in Sekunden automatisieren. Gerade für Solopreneure mit wenig Zeit klingt das verlockend.
Doch dieses Geschenk hat Nebenwirkungen:
- Deine Sprache wird generisch.
- Deine Aussagen verlieren Tiefe.
- Deine Haltung bleibt unsichtbar.
Was bleibt dann noch von deiner Marke?
Verloren in der Effizienz: Wenn Content beliebig wird
Ich sehe Menschen, die früher mit Klarheit und Persönlichkeit sichtbar waren. Heute posten sie regelmässig und nichts davon wirkt echt.
Die Reels sind perfekt und die Texte gut formuliert. Sie sind präsent, aber kaum noch spürbar. Ihre eigene Stimme ist verschwunden.
KI kann Inhalte skalieren. Doch sie skaliert auch deine Beliebigkeit, wenn du nicht aufpasst.
Deine Leser:innen spüren, wenn etwas aus der Konserve kommt. Sie sehnen sich nicht nach noch mehr Informationen.
Sie suchen Verbindung, Vertrauen und Orientierung.
Und genau das kannst du nicht delegieren.
KI als Spiegel deiner Haltung
Ich glaube nicht, dass KI das Problem ist. Im Gegenteil.
KI ist ein Spiegel.
Sie zeigt dir, wie klar du bist. Oder eben nicht.
Wenn du weisst, was du sagen willst, kann sie dir helfen, es schneller auszudrücken. Wenn du das nicht weisst, liefert sie beliebige Varianten, aber keine Richtung.
Je unklarer du bist, desto lauter wird die KI.
Und genau deshalb braucht es mehr denn je eine eigene innere Führung.
Was bleibt, wenn Tools nichts mehr kosten?
In einer Welt, in der jede:r Zugriff auf dieselben Tools hat, wird deine Haltung zur wertvollsten Währung.
Nicht: Wie effizient bist du?
Sondern: Wofür stehst du?
Deine Wunschkund:innen kaufen nicht die beste Automatisierung.
Sie kaufen dein Bewusstsein, deine Klarheit und deine Fähigkeit, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen.
Sie wollen erleben, dass du präsent bist. Nicht perfekt.
Eine Einladung zur bewussten Nutzung
Ich nutze KI in meinem Alltag und ich bin dankbar für das, was sie erleichtert.
Aber ich nutze sie als Mitarbeiterin, nicht als Stimme. Ich denke selbst und formuliere erst danach.
Ich frage mich immer wieder:
- Wäre ich auch ohne KI zu dieser Aussage gekommen?
- Dient das Tool mir oder beginnt es, mich zu ersetzen?
- Ist das, was ich da veröffentliche, wirklich meins?
Wenn ich diese Fragen nicht mehr beantworten kann, weiss ich: Ich bin einen Schritt zu weit gegangen.
Deine Stimme bleibt deine stärkste Strategie
Nutze KI, aber verliere dich nicht in ihr.
Nutze Tools, aber bleib Absender.
Deine Sichtbarkeit entsteht nicht durch Lautstärke, sondern durch Stimmigkeit.
Wenn du beginnst, dir selbst zuzuhören, wirst du auch von den richtigen Menschen gehört.
Dafür braucht es keine künstliche Intelligenz. Nur deine eigene.
Wie es weitergeht
Im zweiten Teil dieser Serie zeige ich dir konkret, wie ich KI in meinem Business nutze und wo ich bewusst darauf verzichte.
Ehrlich, pragmatisch und ermutigend. Keine Tech-Show, sondern ein Blick hinter die Kulissen.
Du erfährst:
- Welche Tools für Solopreneure & Selbständige wirklich sinnvoll sind
- Wie du Klarheit behältst, statt dich im KI-Dschungel zu verlieren
- Warum KI keine Antwort ersetzt, sondern bessere Fragen stellt
Wenn du dich darauf freust, dann bleib dran.
Wenn du jetzt tiefer einsteigen möchtest:
Uplevel Insight zeigt dir, wie du dein Business auch in Zeiten von KI bewusst und klar führst. Individuell, positioniert und ganz du selbst.
Feedback? Anregungen?
Lass mich wissen, wie du den Artikel findest oder wo du bei KI gerade stehst.
2 Responses
Hallo Chris,
Danke für deinen wertvollen Input. Ich nutze KI als Ratgeber, Textgenerator und manchmal auch als psychischen Seelentröster. Nie übernehme ich die Texte 1:1 Ich nutze sie viel mehr als wertvolle Anregung! Je mehr du vorgibst in Form von deinen eigen Texten, Ideen plus Prompts, umso persönlicher wird das Ergebnis.
Beste Grüße
Cornelia
Danke für deinen Kommentar, Cornelia. Da bin ich ganz bei dir, je besser die Vorgaben, desto besser das Ergebnis. Spannend finde ich deinen Hinweis als Seelentröster. Welchen Prompt nimmst du hier?
Herzlich
Chris